Die Myalgische Enzephalomyelitis/das Chronic Fatigue Syndrome ist eine schwere neuroimmunologische Erkran-kung, die häufig zu einem hohem Grad der körperlichen Be- hinderung führt. Weltweit sind ca. 17 Millionen Menschen betroffen. In Deutschland sind es Schätzungen zufolge bis zu 240.000. Damit ist ME/CFS relativ weit verbreitet. Die WHO stuft ME/CFS seit 1969 als neurologische Erkrankung ein.
ME/CFS-Betroffene leiden neben einer schweren Fatigue (krankhafte Erschöpfung) unter neurokognitiven, autonomen und immunologischen Symptomen.
Typisch für ME/CFS ist die Post Exertional Malaise, eine extreme und krankhafte Erschöpfung, die schon nach geringer körperlicher und geistiger Aktivität auftritt, mit teils dramatischer und anhaltender Zustandsverschlechterung nach Anstregung. Sie tritt typischerweise schon nach geringer Belastung wie Sitzen, Stehen oder wenigen Schritten Gehen auf. Schon kleine Aktivitäten wie Zähneputzen, Duschen oder Kochen können zur Tortur werden; Besorgungen im Supermarkt anschließend zu tagelanger Bettruhe zwingen. Neben der Post Exertional Malaise leiden die Betroff enen unter Symptomen des autonomen Nervensystems wie Herzrasen, Schwindel, Benommenheit, Blutdruckschwankungen und der damit einhergehenden Unfähigkeit, für längere Zeit zu stehen oder zu sitzen. Weitere Symptome sind ein allgemeines Krankheitsgefühl, Halsschmerzen, Glieder- und Muskelschmerzen, Muskel- krämpfe, migräneartige Kopfschmerzen, massive Ein- und Durchschlafstörungen sowie neurokognitive Symptome wie Worfindungs- und Konzentrationsstörungen.
Laut einer Studie der Aalborg Universität, 2015, ist die Lebensqualität von ME/CFS-Erkrankten oft niedriger als die von Multiple Sklerose-, Schlaganfall- oder Lungenkrebspati- enten. Ein Viertel aller Patienten kann das Haus nicht mehr verlassen, viele sind bettlägerig und schätzungsweise über 60 Prozent arbeitsunfähig.
Häufig beginnt die Krankheit akut nach einem schweren Infekt, aber auch schleichende Verläufe sind bekannt.
Die genauen Ursachen der Erkrankung sind bisher noch ungeklärt. Neuere Studien weisen auf eine mögliche Autoimmunerkrankung und ein chronisch aktiviertes Immunsystem hin. Auch virale Infektionen, wie der Epstein-Barr-Virus, werden als Auslöser diskutiert.
Ein Biomarker zur eindeutigen Diagnose fehlt bisher. Die Diagnose wird daher nach Ausschluss anderer Krankheiten und anhand etablierter klinischer Kriterienkataloge gestellt. Für ME/CFS gibt es bisher keine zugelassene kurative Behandlung oder Heilung.